Wenn Volleyball zum Unterrichtsfach wird

MARIAWEILER. In der kleinen Turnhalle der Anne-Frank-Gesamtschule sind die Jungen und Mädchen der Klassen fünf und sechs sehr konzentriert bei der Sache. In der Mitte der Halle ist ein Seil gespannt, immer zwei Kinder spielen zusammen mit einem Ball.

Auf dem Programm steht Volleyball, aber wer jetzt glaubt, die Gesamtschüler aus dem Dürener Stadtteil Mariaweiler hätten eine normale Sportstunde, der irrt. Volleyball hat an der Anne-Frank-Gesamtschule einen hohen Stellenwert. Seit Anfang Dezember ist die Schule offiziell „Partnerschule des Westdeutschen Volleyball-Verbandes“.

Die Gesamtschule ist eine von sechs Schulen im Dürener Land, die mit der Volleyball-Akademie zusammenarbeitet, einem eigenständigen Verein, der eng mit dem Dürener Turnverein und den Powervolleys kooperiert. Die Volleyball-Akademie wurde vor zwölf Jahren gegründet – mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche für diese Sportart zu begeistern. Mit der Anerkennung als Partnerschule des Volleyball-Verbandes ist diese Kooperation noch einmal auf völlig neue Füße gestellt worden.

Der Westdeutsche Volleyball-Verband zeichnet seit dem Schuljahr 2010/2011 Partnerschulen aus. Mittlerweile gibt es rund 20 dieser Art in Nordrhein-Westfalen. „Für uns“, sagt Thomas Schmidt, Trainer und sportlicher Leiter der Akademie, „ist das eine große Auszeichnung, weil es zeigt, dass wir an der Anne-Frank-Gesamtschule gute Arbeit leisten.“

Um offizielle Partnerschule zu werden, musste die Gesamtschule verschiedene Voraussetzungen erfüllen, die dank der Zusammenarbeit mit der Volleyball-Akademie gegeben waren. Es muss unter anderem eine nachhaltige Kooperation mit einem Sportverein geben, außerdem sollte die Volleyball-Schulmannschaft regelmäßig am Landessportfest der Schulen teilnehmen. Thomas Schmidt: „Die Anne-Frank-Gesamtschule ist eine der wenigen Schulen, die regelmäßig Mannschaften aus allen Jahrgängen zu diesen Wettbewerben schickt.“

Profilunterricht

Die Kinder, die gerade in der Turnhalle baggern und pritschen üben, haben sich allesamt freiwillig für das Schulfach Volleyball entschieden. In den Klassen fünf und sechs haben die Schüler dazu im Rahmen der sogenannten Wahlpflicht-Fächer die Möglichkeit, ältere Schüler können ihre Volleyball-Fähigkeiten im Profilunterricht verbessern – in jeweils zwei Schulstunden pro Woche. Schulleiterin Uta Löhrer erklärt die Alternativen: „Es gibt ganz verschiedene Angebote.

Neben Volleyball bieten wir beispielsweise noch Stimmbildung, das Bläserensemble, Angewandte Physik, Technik und die Gruppe der Sanitäter an.“ Die Volleyballstunden, die Thomas Schmidt mit einer Sportlehrerin betreut, seien bei den Schülern besonders beliebt – und der Schule auch ein besonderes Anliegen. „Natürlich“, sagt Uta Löhrer, „ist es grundsätzlich gut, wenn Schüler sich viel bewegen. Aber eine Mannschaftssportart wie Volleyball fördert auch das Sozialverhalten und das Miteinander der Kinder und Jugendlichen ganz enorm.“

Einer, der mit Feuereifer beim Volleyball-Zusatzunterricht dabei ist, ist Max aus dem fünften Schuljahr. „Ich bin eigentlich Handballer“, erzählt der Junge. „Ich spiele beim TV Gummersbach. Die haben auch eine Bundesliga-Mannschaft. Ballsportarten machen mir einfach großen Spaß. Deswegen habe ich mich auch für den Volleyball-Unterricht angemeldet. Und das Training ist wirklich abwechslungsreich. Auch wenn Volleyball natürlich anders ist als Handball.“

Auch das ist Teil der Kooperation mit der Volleyball-Akademie und dem Westdeutschen Volleyball-Verband: Die Anne-Frank-Gesamtschüler hatten auch schon Besuch von den Profis der Powervolleys. „Jaromir Zachrich hat schon einmal mit uns trainiert“, erzählt Max. „Und Rudy Verhoff auch. Das war toll, weil die natürlich noch einmal ganz andere Tricks kennen, die sie uns gezeigt haben.“

Artikel in der Dürener Zeitung vom 28.12.2017 von Sandra Kinkel